Das Schlaubetal
Zirka 10 km westlich von Neuzelle beginnt mit der Roteichenallee hinter Treppeln das Landschaftsschutz gebiet Schlaubetal. Es ist ein Herzstück des Naturparkes Schlaubetal. Mit einer Größe von 227 Quadratkilometern Fläche birgt es für Sie als Naturliebhaber und Wanderer alles, was Sie sich wünschen. Die dünne Besiedelung des Raumes mit nur 21 kleinen Dörfern und der Kleinstadt Müllrose sorgt für Ruhe und garantiert noch eine intakte Natur.
Schon 1905 entdeckten Berliner das Schlaubetal als Erholungsgebiet. Auch der DDR-Führung blieb das Schlaubetal mit der sauberen Luft, dem klaren Wasser und dem herrlichen Wald nicht verborgen. Ehemalige Förstereien und Hotels wurden als Gästehäuser des Ministerrates umfunktioniert. Der Wald wurde Staatsjagdgebiet. Heute haben Sie das Glück, die wunderschönen Laubwälder, die verlandenden Seen mit Erlenbruchwälden, die Rinnenseen, die von den Mönchen angelegten Fischteiche, die tiefen Schluchten, die Moore, die Wanderwege und die neuen Lehrpfade mit Ausblick auf grüne Wiesen und den sich schlängelnden Bach der Schlaube zu bewundern. Viele Schmetterlinge werden Sie entzücken, denn 700 Arten leben hier im Naturpark. Orchideen, Fame und Kräuterpflanzen schmücken Wiesen und Wälder. Die Sammler schätzen die Blaubeeren und die Preiselbeeren. 150 Vogelarten erfreuen uns im ganzen Jahr. Im Sommer locken die schattigen Wege zum Wanden, zahlreiche Seen laden zum Baden ein. Im Herbst sind stets zwei Jägergruppen anzutreffen. Die einen jagen dem strotzenden Wild und die anderen den Steinpilzen nach. Damit alles im Sinne der Natur abläuft, sind unsere Förster, Wanderleiter und Naturwächter gern bereit, Führungen für Gästegruppen zu übernehmen.
Mein Tipp: Fahren Sie von Neuzelle zwischen Kirsch- und Birkenalleen in Richtung des gepflegten Dörfchens Möbiskruge. Dort können Sie das Bauernmuseum und die schöne, aus Feldsteinen erbaute Dorfkirche besuchen. Wenn Sie Glück haben, können Sie sogar ein Orgel- oder Chorkonzert erleben. Danach fahren Sie weiter nach Kobbeln. Die Straße steigt leicht an. Große Berge gibt es hier nicht, aber dafür Steine über Steine. Ein Hinweisschild zeigt Ihnen den Weg zu dem größten, von der Eiszeit hinterlassenen Findling, dem »Kobbelner Stein«, Schmucke neue Häuser begrüßen Sie auf der kurzen Wegstrecke dorthin. Dann ragt er aus der Tiefe heraus, der Stein mit 7,1 m Länge, 4,25 m Höhe und 5,25 m Breite. 300 Tonnen soll er wiegen. Die Menschen dieser Landschaft pflegen diese Stätte und feiern auch ihr Steinfest.
Nur ein paar 100 Meter weiter beginnen Teiche, Seen und Schluchten, wo Muffelwild, Rehe und auch Hirsche zu Hause sind.
Wenn Sie zum nächsten Ort weiterfahren, stutzen Sie sicherlich über die Ortsnamen: erst Kobbeln, jetzt Treppeln. Sie sind sorbischen Ursprungs. Falls Sie noch eine kleine Pause einlegen wollen, dann sind Sie bei »Köhlers Gasthof« richtig. Der malerisch etwa 400 m entfernte Treppelner See lädt zum Spaziergang oder zum Baden ein. Von Treppeln geht es weiter durch die schon erwähnte Roteichenallee in Richtung -Waldseehotel Wirchensee<. Auf dem Weg dorthin erkennen Sie auf der rechten Seite den neu erbauten Radweg, der den Radlern schon jetzt besondere Freude bereitet. Ein Schild führt Sie von der oberen Parkstelle direkt zum Parkplatz des Hotels. Hier ist die Ruhe zu Hause, hier werden Sie lukullisch verwöhnt und können gemütlich im Klosterkeller oder im Sommer auf der Terrasse mit dem Blick auf den Wirchensee unter schattigen Bäumen verweilen. Oder wollen Sie Kahn fahren oder baden? Auch das ist saisonbedingt für Hausgäste möglich. Am Hotel beginnt der fast 4 km lange Naturlehrpfad um den 17 m tiefen Wirchensee. Nehmen Sie doch einfach mal an einer geführten, etwa 1 1/2-stündigen Lehrpfad- oder Pilzwanderung teil, wobei Sie das Quellgebiet der Schlaube, viele Geheimnisse der Natur und die Aussicht vom »Försterblick« kennenlernen werden. Sogar ein »Naturschutzzertifikat Wirchensee« kann erworben werden. In der Nähe des Hotels befindet sich die Naturparkverwaltung »Wirchensee<, wo erfahrene Naturschützer wirken. Naturschutz, Forstwirtschaft, Fischerei, Landschaftspflegeverband, Touristik und Kommune ziehen hier gemeinsam an einem Strang.
Überqueren Sie die Hauptstraße, so stehen Sie vor dem Informationszentrum des BUND (ehemalige Schlaubemühle). Hier können Sie Natur- und Wanderausstellungen jeglicher Art besuchen oder an dem jährlich im Mai stattfindenden traditionellen Mühlenfest teilnehmen. Dort beginnt, aus dem Wirchensee kommend, der Bachlauf der Schlaube, die in den Wirchenwiesen entspringt. Nach einstündigem Waldspaziergang von 3,5 km an der Schlaube entlang, durch einen zauberhaften Mischwald, vorbei an den Karpfenteichen, erreichen Sie die Kieselwitzer Mühle, eine traditionsreiche Forellenanlage, die Sie in einer Gruppe besuchen sollten, um an einer Führung des Fischermeisters teilzunehmen. Selbstverständlich können Sie sich hier auch eine schmackhafte, geräucherte Forelle aussuchen und bei Vorbestellung einen kleinen Imbiss einnehmen. Von der Kieselwitzer Mühle führt ein Weg zum und um den Ziskensee, ein versteckter See, an dessen Ufern man Wollgras, Sumpfporst, Moosbeere, Sumpfcalla und Sonnentau bewundern kann. Irgendwo auf einem Altbaum versteckt, brütet sogar der Seeadler. Begeisterte Wanderfreunde laufen von der Kieselwitzer Mühle 4 km entlang der Schlaube durch herrliche Schluchten zur Bremsdorfer Mühle, einem Fachwerkbau mit Mühlrad. Hier können Sie sich stärken. Neben der Mühle steht die Jugendherberge für Sie offen, wo Sie (mit Anmeldung) zu jeder Jahreszeit übernachten können und auch verpflegt werden. Das kinder- und jugendfreundliche Personal sorgt für viel Abwechslung, das Wandern steht dabei im Mittelpunkt. Vom Mühlrad aus einige Schritte weiter, führt eine Treppe über einen Hang zum Kleinen Treppelsee. Im Frühjahr blühen hier die Leberblümchen und Anemonen. Ein Spaziergang um den See oder auch zum Jacobsee lohnt sich immer. Überqueren Sie die B 246 zur anderen Seite, dann erreichen Sie den Zeltplatz des Großen Treppelsees. Vom Parkplatz aus wandern Sie 4,5 km an verträumten Seen entlang durch herrliche Buchen- und Mischwälder in Richtung Forsthaus »Siehdichum“, Der Name sagt alles! Dieses Jagdhaus wurde für Abt Gabriel vom Kloster Neuzelle oberhalb des Hammersees im Jahre 1775 erbaut. Heute können Sie hier abseits von Trubel und Verkehr übernachten, gut speisen, nach allen Himmelsrichtungen wandern oder im Herbst Pilze suchen. 3,5 km geht es weiter an urigen Seen, Planzeninseln und alten Lebensbäumen vorbei zur Gaststätte »Kupferhammer<, wo Sie nach so einer schönen Wanderung einkehren sollten.
Durch ein stilles Wiesental kommen Sie vorbei an der Ragower Mühle, wo friedlich Pferde weiden und Gänse schnattern. Spätestens hier spüren Sie, wie abwechslungsreich und schön unser Schlaubetal ist. Nun noch 9 km und Sie sind in Müllrose. Müllrose ist ein Ort mit 3000 Einwohnern und hat seit 1260 das Stadtrecht. Der »Große Müllroser See« bildet das nördlichste Tor zum Schlaubetal. Im »Haus des Gastes« am Markt sind die Stadtbibliothek, die Schlaubeinformation und das Heimatmuseum untergebracht. Ein Besuch lohnt sich immer. Ein paar Meter entfernt befindet sich eine barocke Pfarrkirche von 1746. Müllrose besitzt die älteste, noch produzierende Mühle im Schlaubetal. Ein romantischer Spaziergang über 2,5 km führt an der gepflegten Seeallee vorbei zum Hotel »Kaisermühle«, wo Sie sogar die Herstellung der heimatlichen Keramik in der Töpferei miterleben können.
Diese Gesamtstrecke von 25 bis 30 km werden bestimmt nur aktive Wanderer auf einmal zurücklegen. Und das ist gut so. Sie sollen und wollen das Schlaubetal in Ruhe genießen.
Deshalb beginnen viele Gäste mit der Quelle der Schlaube am Waldseehotel Wirchensee, andere entscheiden sich für die goldene Mitte ab Forsthaus Siehdichum und weitere Gäste wandern ab Müllrose.
Wer die Seewanderung oder 30 m tiefe Schluchten liebt, wählt die Bremsdorfer Mühle oder die Jugendherberge als Ausgangspunkt.
Ganz gleich, welche Teilwanderung Sie unternehmen, es wird immer ein Naturerlebnis und eine Erinnerung besonderer Art sein.
Falls Sie Kinder mitbringen, denken Sie daran: Je früher man die Natur kennen lernt, desto schöner und reicher wird das Leben. In diesem Sinne freuen wir uns auf Ihren Besuch.
Quelle: Bildband Schlaubetal und Umgebung